Die Hexengruppe der Trochtelfinger Fasnet
Das Städtchen Trochtelfingen wurde von der Hexenverfolgung im Mittelalter nicht verschont. Ende des 16. Jahrhunderts wurden mehrere Personen der Hexerei bezichtigt und zum Tode verurteilt. Das Hexengedicht - 1960 von Frau Müller-Trunk verfasst - geht auf diese unglückliche Episode ein.
In der Trochtelfinger Fasnet, die der Chronik zufolge schon vor 1700 bestand, spielte die Figur der Hexe lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Nur vereinzelt erschienen Hexen beim Fasnetstreiben.
So richtig los ging es mit dem Hexentreiben im Jahre 1960. Rektor Friedrich Ströbele, der etwas später als "Max der Landstreicher" in der Fasnetszeit durch die Lande zog, lies die Schüler zu Hexen verkleiden. Klassenweise schlichen diese am 'Schmotzigen' mit ihren Lehrern, ebenfalls im Hexenhäs, aus den engen Gassen hin zum Narrenbaum-Setzen auf den Rathausplatz, Beim Vortrag des Hexengedichts schrien alle kräftig mit. Dann wurde das Hexenlied 'Ad te kate nuva...' gesungen. Viele Hexlein waren mit Leib und Seele dabei. Die Mutigen wagten sich danach auf die Straße und versuchten die Schaulustigen zu ängstigen. So nach und nach beteiligten sich auch Erwachsene am Hexentreiben. Bis 1976 war noch jede Hexe frei gekleidet, mit altem Häs und irgendeiner Hexenmaske.
1977 erschienen die Hexen erstmals in einem einheitlichen Häs.
Am 8.02.1977 wurden ersmals 16 Hexen mit reinem Seckachwasser nach besonderem Ritus getauft. Jede erhielt einen eigenen Namen.
1978 kamen die Holzmasken dazu, die ein Maskenbildner aus Tuttlingen geschnitzt hatte, mit der Vorgabe, daß das Gesicht heiter erscheine. (Siehe Hexengedicht)
In den folgenden Jahren vergrößerte sich die Hexengruppe sehr rasch. Besonders die Jugend strömte herbei. Als die Gruppe zu groß werden drohte, wurde ein AUFNAHMESTOPP erlassen.
Die Hexen sind in all den Jahren unter der Leitung der Oberhexen (Rudolf Griener, Anne Miele, Kurt Schweizer, Stefan Buckel, Christoph Guhl) zu einer selbstbewussten, eigenständigen und attraktiven Gruppe herangewachsen. Herausragend sind ihre akrobatischen Kunststücke wie Hexenpyramide und Sprünge von Balkonen in die selbstgebildete 'Wanne'.
Selbstverständlich geworden ist die Beteiligung der Hexen am Bürgerabend.
Die Hexenverbrennung am Fasnet-Dienstag wurde im Jahre 1981 begonnen und entwickelte sich zu einem besonderen Schauspiel. Zuerst wurde nur eine Strohhexe zwischen Schloss und 'Hohem Turm' verbrannt, dann wurde die Zeremonie in den Schlossgarten verlegt und erweitert.
Alle Gruppen, der Narrenrat, der Fanfahrenzug und die Stadtkapelle beteiligen sich, umrahmt von vielen Schaulustigen.
Jedes Jahr ein beeindruckendes, schaurig-fröhliches Finale der Trochtelfinger 'Schreier-Fasnet'!